…in Verbindung mit der Prä – und Perinatalen Psychotherapie

Die Prä- und Perinatale Psychotherapie bezieht die frühen Erfahrungen des Lebensanfangs in die therapeutische Arbeit mit ein.

Die Zeit der Schwangerschaft, das Ereignis der Geburt und die ersten Lebensmonate beeinflussen die Entwicklung eines Menschen und seine Persönlichkeit tief und prägend.  

In diesem Zeitraum ist das vorsprachliche Gedächtnis aktiv. Erfahrungen in dieser Zeit werden sinnlich und emotional begriffen und im Körpergedächtnis gespeichert. Dieses frühe Gedächtnis wirkt wie eine feine, erste Struktur von späteren inneren Bildern und färbt grundlegende spätere psychische Abläufe ein. Auf diese Weise fließen frühe Erfahrungen als unbewusste Annahmen und erste Überzeugungen in unsere Lebensgeschichte mit ein. Das Erleben in dieser Zeit formt die Orientierung zur Welt und sich selbst existentiell. Der Einbezug der frühen Lebenserfahrungen in die Therapie birgt die Möglichkeit einer tiefen und vielschichtigen Annahme der eigenen Lebensgeschichte. Hier liegt die Möglichkeit ein tiefes Verständnis für sich selbst entwickeln zu können.

Ziel dabei ist es, früh entwickelte und unbewusste Grundsätze greifbar, integrierbar und nachvollziehbar werden zu lassen, um daraus eine Loslösung zu ermöglichen.

Die Prä- und Perinatale Psychotherapie arbeitet deshalb mit und durch den Körper. Körperliches Empfinden und Erleben stehen im Mittelpunkt.

Über die Körperwahrnehmung werden Affekte und tiefe Gefühle spürbar und finden durch den Körper einen stimmigen Ausdruck. Es ist eine Arbeit mit dem Körpergedächtnis, die es ermöglicht, zu spüren, was gespürt werden will, um zu wachsen.

Dürfen Gefühle in unsere bewusste Wahrnehmung aufsteigen, ruht hier die Chance, Akzeptanz und Einsicht sich selbst und dem Leben gegenüber zu finden. Es kann ein Weg zu sich selbst gefunden werden und Zugang zu den eigenen Lebensthemen eröffnet werden.

Nähe zu sich selbst schaffen

Die Tiefen unserer Seele können wir niemals über unseren Verstand erreichen. Die Sprache des Körpers eröffnet den Zugang zu unseren tiefen emotionalen Erlebensweisen. Hier ist unser intuitives und emotionales Wissen gespeichert. Der Ausdruck des Körpers ist die Sprache des Unterbewusstseins.

Unser emotionaler Erfahrungsraum ist unser wertvollster Richtungsweiser im Leben. Wenn Gefühle nicht unterdrückt, reglementiert oder bewertet werden, können sie uns auf den Weg führen, der uns zeigt, welche Schritte wir in unserem Leben gehen wollen und was wir lernen dürfen auf unserem Entwicklungsweg.

Die Verbindung zum eigenen körperlichen Wahrnehmungsraum, ermöglicht das Nachspüren des dazu gehörigen Gefühls. Sind diese Gefühle bewusst, können wir entscheiden, wie wir damit umgehen. Der Körper ist ein Spiegel unserer Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte.

Sich erlauben zu fühlen bedeutet sich selbst und sein Umfeld wahrzunehmen. So gestalten wir mehr Nähe zu uns selbst. Wir ermöglichen uns Zugang zu unserem innersten Kern, um uns selbst gewahr zu werden und dem, was uns zutiefst berührt.

Das ist ein tragfähiger Grund für authentische Wandlung im Leben. Hin zu mehr Gelassenheit, Entspanntheit, eine liebevolle Selbstfürsorge und einen weiten Lebensmut in uns.

Vertrauen trägt uns ins Ungewisse

Wir sind hochsensible und hochempfindungsfähige Wesen. Das spüren wir besonders in den Schwellenerfahrungen unseres Lebens.

Wie wir bei unserer Geburt gehalten wurden, wie uns als junge Menschen zugehört wurde, wie wir von Beginn an behandelt wurden und wie ernst wir genommen wurden in unseren Bedürfnissen. All diese Erfahrungen gehen ein in unsere unbewussten Annahmen über uns selbst und unseren Lebensweg mit ein. Hier haben wir bestimmte Anpassungsstrategien entwickelt und Muster gelegt, wie wir uns im Leben vor überwältigenden Situationen schützen konnten. Diese frühen Bewältigungsmöglichkeiten und Schutzmechanismen können im späteren Leben jedoch das Bild zu sich selbst und der Welt verzerren und lassen Blockaden und Ängste entstehen.

In der Anerkennung und dem Nachspüren dieser frühen Erfahrungen als prägend und essenziell, liegt die grundlegende Verbindung, um uns selbst die Erlaubnis zu geben, tiefgreifend zu ordnen und zu klären. Hier ruht das tiefe Verständnis Halt in sich selbst zu finden und zu erkennen welchen Reichtum wir in uns tragen, wenn wir uns bewusst auf unseren Weg machen.

Lernen wir wieder behutsam nach innen zu spüren, können wir ein vertrauensvolles Band zu uns selbst stärken. So lernen wir uns selbst kennen und vertrauen, um unsere Entscheidungen im Leben gestärkt und selbstbewusst beschreiten zu können.

Auf unseren Lebensbahnen können wir nicht zurücklassen, jedoch an den richtigen Platz tragen. Denn das Bewusstwerden von dem was war, unterstützt den Moment zu erkennen, an dem wir jetzt stehen.

Unsichtbare Verletzungen?

Wir erschaffen hier einen Rahmen, in dem versucht wird mit traumatischen Erlebnissen umgehen zu lernen. Ziel ist es aus unseren Erfahrungen zu lernen und nicht zu wiederholen. Denn der Kern unseres Selbst beschreibt die Offenheit sich lebenslang zu erweitern und zu wandeln, hin zu einem ehrlichen, liebevollen und starken Selbstbild.

Eine traumatische Erfahrung ist etwas, dass zu schnell, zu heftig, zu viel passiert. Ein überwältigendes Erlebnis, das unser ganzes Sein zu überrollen und überschwemmen droht. Es gibt körperliche Traumen, wie z.B. ein Autounfall, ein sexueller oder körperlicher Missbrauch. Wir können für ein solches tiefgreifend veränderndes Ereignis Zuordnung, Sprache und Verständnis finden. Es gibt jedoch auch seelische und psychische Missbräuche und Verletzungen, die Gefühle von Verlassenheit, Verlustangst, Abgeschnittensein oder Verlorensein erzeugen können. Je früher im Leben ein solches traumatisches Erlebnis geschieht, um so schwerer ist es kognitiv greifbar und nachvollziehbar. Es sind Erlebnisse, die unsere Wahrnehmungstendenzen, Bewältigungsstrategien und Verhaltensweisen und unser Gefühl für Bindung und Beziehung beeinträchtigen.

So tragen wir im Körper die Informationen, die es braucht, um zu benennen und den Mut zu finden, hinzuspüren und hinzuschauen, was es war, das uns Angst gemacht hat. Damit wir vertrauensvoll werden können und wieder mit dem Herzen fühlen können. So wird unsere Verletzbarkeit zur Quelle für unser Vertrauen und ein wesentlicher Teil unserer Entwicklung.

Kräfte entwickeln

Eine traumatische Erfahrung kann eine so große Herausforderung für unser ganzes Sein bedeuten, dass diese Kräfte und Fähigkeiten in uns entwickelt, die ohne gar nicht geweckt werden würden.

In der Arbeit mit dem Körper aktivieren wir Reifungsschritte in uns. Wir bewegen uns zu etwas hin, das wir nicht kennen. Wir erschaffen einen Rahmen, in dem Impulse wahrgenommen und ausagiert werden dürfen. Hier darf sein, was ist. Hier können wir uns halten, weil wir gehalten werden. Wir bewegen frühe Bilder von Beziehung in unseren Mittelpunkt, um unsere Muster dahinter zu verstehen. Für mehr Komplexität, Transparenz und Offenheit in der Begegnung mit uns selbst und anderen.

Wir kreisen um die Frage, was die Bewegungsimpulse sind und die dabei aufsteigenden Gefühle, Glaubensmuster, Glaubenssätze, negative Gedankenkreise, selbstverletzende Gedanken, Ängste und Blockaden dahinter. Was geschieht in uns, wenn Situationen entstehen, die ängstigen oder die erinnern an ein traumatisches Erlebnis. Der Fokus liegt nicht darauf, was passiert ist, sondern darauf was gerade in uns geschieht. Wir spüren nach, was im Moment der Erinnerung im eigenen Körper geschieht, was an Impulsen und Affekten aufsteigt und welche Emotionen daran gekoppelt sind. hier dürfen wir diese Impulse zulassen. Das ist das Durchgehen von schmerzenden Gefühlen. So wird ein Gefühl zu einem Geschenk, einer Kostbarkeit, denn es führt uns ganz nahe dorthin, wo wir gerade stehen. Wir erfahren uns in unserem Körper. So können wir präsent in unserem Leben stehen und handlungsfähig, beziehungsfähig und kreativ sein.

„Alle Ebenen menschlichen Fühlens und Denkens können als Einheit verstanden werden und nicht als Spaltung oder getrennt wahrgenommen werden. Denn unser Denken kann nicht weitergehen, als unsere emotionale Verarbeitung fortgeschritten ist.“